„Immer neugierig bleiben“

Chris Parker ist seit Gründung der Alten Post dort Dozentin

Wenn Chris Parker von Bewegungsmöglichkeiten spricht, dann glänzen ihre Augen: Ihr geht es um den Körper, den ihn umgebenden Raum, die Menschen darin und um die darin enthaltene Energie. „Die Leute bringen mich immer wieder zum Staunen“, sagt sie nach 40 Jahren Dozententätigkeit über ihre Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer. Langweilig? Das war ihre Arbeit noch nie und wird es auch in Zukunft nicht sein. Davon ist sie mit Blick auf die kommenden Jahre überzeugt. An Ruhestand denkt die gerade 70 Jahre jung gewordene Koryphäe des modernen Tanzes nämlich noch lange nicht. Im Gegenteil: Just an diesem Wochenende läuft ihr nächster Kursus „Bodymovement“, Folgeveranstaltungen sind im aktuellen Semesterprogramm der Alten Post zu finden.

Bereits im ersten Kursprogramm der Alten Post aus dem Jahr 1989 ist die gebürtige Kalifornierin Chris Parker vertreten, gemeinsam mit Norbert Kraus und Ildefons Höyng gehört sie damit zum Dozententeam der ersten Stunde.

Als der heutige Einrichtungsleiter Hans Ennen-Köffers 1991 dazu stieß, begann eine fruchtbare gemeinsame Arbeit. „Chris inspiriert und berührt mit ihrer Arbeit, sie verknüpft den bildenden und den darstellenden Bereich und es gibt hier im Haus wohl keine Ecke, die sie nicht bereits bespielt hätte“, so Ennen-Köffers. Gerne blicken beide auf gemeinsame Produktionen zurück, so etwa auf die Eigenkreation „wouldn`t it be nice“ oder auf den „Mann von La Mancha“ im Rahmen der Neusser Musicalwochen. Hier führte Hans Ennen-Köffers Regie, Chris Parker leitete die Choreographie.

Hans Ennen-Köffers dankt Chris Parker im Tanzraum für ihre jahrzehntelange qualitätvolle Arbeit und gratuliert gleichzeitig zum Geburtstag. Als Geschenk gibt es eine besondere Fotoaufnahme der Dozentin, entstanden während einer internationalen Tanz-Performance in der Alten Post. Foto: Alte Post
Das erste Kursheft der Alten Post von September 1989

„Ihre Anregungen sind so wertvoll, dass wir unseren Schauspielschülerinnen und –schülern eine kostenlose Teilnahme an ihrem Kurs ermöglichen, um ihnen Souveränität auf der Bühne zu schenken. Außerdem macht sie Interessierte fit für die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule – und sie ist in NRW die einzige Lehrerin der Limón-Technik“, schwärmt Ennen-Köffers weiter. Diese zählt zu den sogenannten „Release“-Techniken, die Chris Parker – nach dem Tanzstudium an der Folkwang-Hochschule in Essen – in New York erlernte. Bei der Limón-Technik liegt der Schwerpunkt auf dem Loslassen, Atmung und Muskeln werden sehr bewusst zur Lösung von Spannungen eingesetzt.

Alle Strömungen von Freestyle bis Hip Hop hat die ehemalige „Fernsehballett“-Tänzerin im Laufe der Jahre in ihre Kurse u.a. in Neuss, am Tanzhaus NRW und im Werkhaus Krefeld aufgenommen. Was ihr rückblickend vor allem mit Blick auf Kinderkurse auffällt: „In den 1980er Jahren waren die Kids offen für alles. Man konnte ihnen jede Musik vorspielen und sie haben sich sehr kreativ darauf eingelassen, den Körper und seine Möglichkeiten ausprobiert. Es war mir immer wichtig, diese Erfahrung an den Anfang zu stellen, bevor man bestimmte Bewegungen vorgibt. Heute ist das schwieriger. Jetzt wissen viele Kinder schon ganz genau, was sie zu welcher Musik tanzen wollen, wenn sie in den Kurs kommen. Sie lassen sich nur schwer davon abbringen und kopieren und reproduzieren lieber, was sie aus den entsprechenden Videos kennen.“

Aber – dieses Empfinden teilen Chris Parker und Hans Ennen-Köffers – aktuell wird eine Strömung spürbar, die der freien Improvisation wieder mehr Raum gibt. So oder so – Chris Parker ist darauf vorbereitet.

Kommentare sind geschlossen.