„Stills”

Einzelausstellung von Nora Schattauer
Eröffnung am 18. Mai 2014 um 11.30 Uhr

Fleck und Raster

Wie Aquarelle nehmen Schattauers Bilder eine Art Zwischenstellung zwischen Zeichnung und Malerei ein. Doch verwendet sie nicht klassische Wasserfarben, sondern experimentiert mit mineralischen Salzen und anderen chemischen Substanzen, deren Verhalten sie erforscht. Bei den meisten Blättern liegt ein strenges regelmäßiges Raster zugrunde, das die Fläche imaginär in einzelne Kästchen oder Blasen einteilt.

Manchmal sieht es so aus, als ob einzelne helle Formen wie Mikroben in einer dunklen Flüssigkeit schwimmen. Meist sind die Farbkontraste zurückgenommen, die gedämpften Töne differenziert abgestuft. Es handelt sich stets um die Eigenfarbe der verwendeten Substanzen und ihrer Wechselwirkungen.

Es ist jedes Bild von Nora Schattauer auch die Dokumentation von Prozessen, deren Verläufe nicht vollständig steuerbar sind. Die aufgetragene Lösung drückt etwas Fließendes, Flüssiges aus, es handelt sich um die angehaltene Bewegung eines Prozesses, der eine Nähe zu natürlichen Wachstumsprozessen suggeriert.

Letztlich kombiniert Nora Schattauer die mathematische Regelhaftigkeit des Rasters mit der offenen, prozessualen, assoziativen und transparenten Natur des Flecks. Die strenge Geometrie des Rasters wird verzogen und verflüssigt. Damit unterläuft ihre Kunst auch andere Grenzen: zwischen dem Linearen und dem Malerischen, zwischen konstruktivistischer und informeller Abstraktion, zwischen Darstellung und Selbstabbildung der Natur.

Ludwig Seyfarth

Das Bild passiert

Die lineare Arbeit vollzieht sich im Ungefähren, sie legt Zeugnis ab von einer gewollten, aber nicht gesehenen Spur… Manchmal erscheint sogar die Rückseite eines Blattes wie eine Offenbarung, denn der Vorgang ergreift in der Regel Besitz vom ganzen Volumen eines Papiers:

In gewisser Weise entstehen Objekte…

Das Bild passiert, doch es entwindet sich nicht aus den Händen der Künstlerin…

Ein Restgeheimnis umgibt von jeher den Umgang mit Erden, Sulfaten und Salzen. Vielleicht ist das eine Art konstruktiver Surrealismus, der konzeptionell beruhigt, ja beaufsichtigt wird.

Reinhard Ermen

http://www.nora-schattauer.de/index.htm

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.